Grausame Schönheit

Weil mir ein Bild sehr gefiel, habe ich es kopiert. „Die Rosen des Heliogabalus“ erzählt eine Geschichte der Antike:

Bei einem Fest ließ Heliogabalus von einer kippbaren Decke Blumen auf seine Gäste regnen, so viele, bis sie darunter der sie erstickten. Heliogabalus ist der Name eines nordischen Gottes, nach dem der römische Kaiser Marcus Aurelius nach seinem Tod benannt wurde.

Zu Lebzeiten hatte er noch andere solcher morbiden Dinger gedreht.

Sein Werk „Selbstbetrachtungen“ gehört zur Weltliteratur: es ist eine Art therapeutisches Selbstgespräch, in der Form Senecas Briefen ähnlich. Etwas schwurbelig geschrieben, aber es sind die Gedanken eines klugen und gereiften Menschen, am Ende seines Lebens notiert. Von seinen Grausamkeiten ist darin nichts mehr zu lesen.

Lawrence Alma-Tadema malte dieses Bild 1888. Es war in einer Ausstellung der Münchner Hypo Kunsthalle zu sehen, ich war einige Male dort, um es, erstmal nur mit den Augen, zu studieren. Als die Ausstellung schloss, habe ich ein Foto davon auf dem Bildschirm unterteilt wie ein Schachbrett, dieses Muster auf mein Papier übertragen und es abgezeichnet.

Das Original ist 213 cm breit, mein Papier 50 cm: da wurde es trotz Lupe und 1er Pinsel manchmal ganz schön tricky. 2 Monate habe ich für diese Kopie gebraucht, in denen ich ganz in das Bild getaucht bin. Auch wenn keine schöpferische Kraft von mir gefordert war: Malen ist eine Art Eskapismus und gleichzeitig Rückführung zu sich selbst

Lawrence Alma-Tadema, Die Rosen des Heliogabalus, Öl, 213 x 132 cm, 1888

Sabine Roidl, Kopie der Rosen des Heliogabalus, Aquarell, 50 x 28 cm, 2023

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